Bauanleitungen für digitale Bilderrahmen auf Basis des Raspberry Pi gibt es etliche zu finden. Das Projekt photOS meines Bruders Sven machte mich jedoch hellhörig. Mittels des angepassten Betriebssystems, welches sich automatisch die Bilder von einem beliebigen WebDAV-Share im Internet holt, haben nämlich auch Freunde und Familie die Möglichkeit, Fotos aus der Ferne auf meinen Bilderrahmen zu Hause hochzuladen. Als WebDAV-Dienst können die eigene Nextcloud- oder Owncloud-Instanz, aber auch andere beliebige und teils kostenlose WebDAV-Server im Internet dienen. Solch einen selbstgebauten Fotorahmen wollte ich mir auch in den Flur hängen...
Die Grundlage bildet ein ausgedienter Monitor, der von seinem Gehäuse befreit wird. Gerade wenn der Bilderrahmen später an eine Wand gehängt werden soll gilt hier für den AHA-Effekt: je größer, umso besser! Ich habe mich für einen 24 Zoll Monitor mit IPS-Panel entschieden, da diese Bildschirme relativ blickwinkelunabhängig sind und das Bild auch von der Seite betrachtet angenehm hell und knackig wirkt. Bei eBay Kleinanzeigen fand ich ein passendes Gerät für etwa 35,- Euro.
Als nächstes wurde der Raspberry Pi Zero W vorbereitet. Andere Modelle funktionieren ebenfalls, allerdings reicht die Performance des Zero vollkommen aus und WLAN hat er ebenfalls an Board. Wie das photOS Image auf die SD-Karte geschrieben und das Betriebssystem konfiguriert wird, hat Sven auf seiner Github Seite gut erklärt. Für die Grundkonfiguration reichen die Anmeldedaten für das eigene WLAN sowie der Link und die Zugangsdaten zu dem WebDAV-Share, auf dem die Bilder liegen. Ich habe hierfür meine eigene Nextcloud-Instanz verwendet und dort einen eigenen Account für photOS eingerichtet. Wenn alles passend konfiguriert ist und ein paar Bilder hochgeladen wurden, kann der Raspi für einen ersten Test an das Monitorpanel angeschlossen und hochgefahren werden. Die Bilder werden nun per Zufall in Intervallen von 10 Sekunden (anpassbar) angezeigt. Für den Anschluss an den Monitor habe ich mir einen kurzes Kabel von Mini-HDMI auf DVI gekauft. Zufällig hat der von mir verwendete Monitor einen eingebauten USB-Hub, der sogar im Standby-Betrieb mit Strom versorgt wird. Dort konnte ich die Spannungsversorgung für den Raspberry abnehmen. Den Raspi habe ich mit zwei Abstandshalter im Rahmen fixiert.
Tja, kommen wir damit zum Rahmen. Ich habe lange online nach passenden Bilderrahmen gesucht, aber nichts gefunden, womit der vordere Metallrand des Displaypanels verdeckt worden wäre. Außerdem waren die meisten nicht tief genug, um wenigstens einen Teil der Display-Elektronik zu verdecken. Versierte Hobbybastler bauen sich dann den Rahmen selbst, da mir Holzbearbeitung jedoch nicht so liegt und ich keine Oberfräse besitze, habe ich einen lieben Bekannten, der zudem Schreiner ist, gefragt, ob er mir einen passenden Holzrahmen bauen kann. Er sagte zu und baute einen sehr schönen Eichenholzrahmen - vielen Dank nochmal an dieser Stelle!
Der fertige digitale Bilderrahmen hängt nun bei uns auf dem Flur. Nicht nur eigene Fotos machen darauf eine gute Figur, auch Filmposter und ähnliches sehen an der Wand sehr hübsch aus. Über eine Weboberfläche lassen sich noch ein paar Feineinstellungen vornehmen. So kann photOS zu bestimmten Zeiten das Display ein- und ausschalten (Strom sparen), es lassen sich Updates einspielen, die Zeitzone ändern und ähnliches. Und schlussendlich kann der anonyme WebDAV-Link zum Hochladen von Fotos mit Bekannten geteilt werden, sodass es immer spannend bleibt, was als nächstes auf dem Schirm zu sehen ist.
photOS Projektseite bei Github: https://github.com/avanc/photOS/
Svens Baubericht seines digitalen Bilderrahmen: https://blog.klomp.eu/posts/digitaler-bilderrahmen/
Schöne Installationsanleitung von Stefan Strobel: https://strobelstefan.org/2021/11/19/photos-digitaler-bilderrahmen/